Großes Interesse am Weltparkinsontag                                                            Deichsel    14.04.2013

 

Die Veranstaltung der Parkinson-Selbsthilfegruppe Biberach im Kinozentrum begann laut Programm um 16:30 Uhr, aber die ersten Besucher kamen bereits um 15:30 Uhr an: Sie wollten sich die besten Plätze sichern, um die Vorträge der fünf renommierten Mediziner und auch die einleitenden Kurzfilme gut sehen zu können. Viele  unterzogen sich auch dem Riechtest, der im Foyer angeboten wurde und bildeten dort bald Warteschlangen.

Leider - und nach den Erfahrungen vom Vorjahr völlig unerwartet - war dann auch schon um 16:15 Uhr der Jupitersaal, der 130 Sitze hat, bis auf Einzelplätze belegt und kurz darauf komplett gefüllt. Das Leitungsteam der Parkinsongruppe, Kristina und Dr. Guntram Deichsel, die zugleich Veranstalter, Techniker und Moderator des Info-Nachmittags waren, bedauerte diese Situation ausdrücklich, durfte allerdings aus feuerpolizeilichen Gründen keine weiteren Besucher ins Kino lassen.

Etwa 40 Personen konnten daher nicht die überaus interessanten Präsentationen der Ärzte verfolgen. Prof. Jan Kassubek erläuterte als erster Redner, dass Parkinson nicht „im Kopf beginnt, sondern vom Magen-Darm-Trakt her nach oben aufsteigt“ und welche Begleitsymptome außer dem bekannten Zittern bzw. dem Erstarren auftreten können: Ein- und Durchschlafschwierigkeiten, Blasenprobleme, Depressionen, und Störungen im Verdauungssystem, um nur einige anzuführen. Neben Studienergebnissen und Tabellen zeigte Kassubek glücklicherweise auch jeweils konkrete Therapievorschläge und nannte entsprechende neue Medikamente.

Im Anschluss daran erklärte Dr. Wolfgang Freund mit möglichst einfachen Worten verschiedene komplizierte Diagnoseverfahren – was üblicherweise immer untersucht werden sollte, und wann genauere Aufnahmen (z.B. ein DatScan) nötig sein können. Für diesen Vortrag hatte er sich sogar selbst mit einer bestimmten Hirnultraschalluntersuchung (Hirnparenchymsonographie) testen lassen und diese Bilder gezeigt.

In der wohlverdienten Pause erholten sich alle bei Seelen oder Wurstsalat, die es, wie angekündigt, umsonst gab. Danach kam Prof. Bastian Hengerer von Boehringer Ingelheim an die Reihe, der den langen Prozess von der ersten Idee bis zur Zulassung eines neuen Medikaments mit Fotos und vier eigenen kleinen Filmen sehr eindrucksvoll darstellte. Allerdings werde es noch weitere 10 bis 15 Jahre dauern, schätzte er,  bis eine wirklich neue Therapieform, an der gerade geforscht wird, zur Anwendung bereit sei – und dämpfte so allzu hoffnungsvolle Gedanken.
Was hilft bei Parkinson außer der unumgänglichen Medikamenteneinnahme? Das war das Thema von Dr. Michael Sabolek, der vor wenigen Tagen Chefarzt der neuen Neurologischen Abteilung in den Sana-Kliniken Biberach geworden ist. Neben Erläuterungen zu Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie (LSVT) ging er besonders darauf ein, welche Hilfen und Hilfsmittel bei den häufig auftretenden Blasenproblemen hilfreich sein können.
Eine kurze meditative Entspannung lieferte Edith Rauta mit zwei Gedichten: „Frühjahrsputz“ (allerdings im Kopf!) und „Jetzt gerade, heute, hier“ , als „Mutmachgedicht“ angekündigt, ehe Dr. Gottfried Müller als letzter Referent über die psychischen Aspekte der Krankheit sprach. Ein Jahr oder etwas länger dauere es, bis man die Diagnose Parkinson verarbeitet habe, sagte er und erläuterte anschaulich den großen Einfluss  von Familie und Freundeskreis bei diesem Prozess.
Allen Rednern dankte Kristina Deichsel, die mit kurzen Erläuterungen durch den Nachmittag führte, dankte dem Publikum für das große Interesse und das lange Ausharren, dankte ihrem Mann, ihrer Tochter und Freunden für die selbstverständliche Unterstützung, und schloss den Abend mit dem gemeinsam angestimmten Lied „Steh auf und leb dein Leben, denk nie dran aufzugeben…“

Und im nächsten Jahr gibt’s am Weltparkinsontag nur Musik – mehr wird noch nicht verraten!